Mit 6 GM und 6 IM war das Hauptturnier so stark wie noch nie besetzt. Man sieht, daß die Spitzenspieler auch ohne Startgeld oder freie Unterkunft zu einem Open kommen, wenn nur das Preisgeld attraktiv genug ist.

Erfreulich ist auch, daß mit Nikolaus Stanec wieder ein österreichischer Spitzenspieler den Weg zum Salzburger Open fand. Doch hinter ihm klafft eine große Lücke, es folgt Thomas Hengl (Absam) mit der Startnummer 32. Damit war ihm der Preis für den besten Österreicher in der Höhe von ATS 5000,- bereits zu Beginn des Turniers so gut wie sicher. Die Salzburger Staatsliga-Spieler fehlten zur Gänze.

Hervorzuheben ist noch, daß IM Dan Zoler (Israel) eine Großmeisternorm und Markus Löffler (Deutschland) eine IM-Norm erreichte und dies bei konventioneller Auslosung. Es ist ein Zeichen der Güte des Teilnehmerfeldes.

Zum sportlichen Verlauf

Es war speziell in der Anfangsphase ein Turnier voller Überraschungen.

1. Runde:

Der frisch gekürte Österreichische Meister Nikolaus Stanec wurde von dem für Inter Salzburg spielenden Peter Donegani (Elo 2115) klar überspielt. Auch die Startnummer 8, der Slowene Primoz Soln kam gegen den Isländer Matthias Kjeld über ein Remis nicht hinaus.

Im B-Turnier mußte die Nummer 2 des Turniers Josef Klinger gegen den Grazer Erich Raab einen halben Punkt abgeben

2. Runde:

Auf den beiden vorderen Brettern kam es zur Punkteteilung. Die Nummer 1 des Turniers GM Wladimir Jepischin konnte den Frankfurter FM Peter Staller – ein Stammgast dieses Open – nicht bezwingen. Auch der Israeli GM Waleri Beim erreichte gegen den Ukrainer Sergei Altuchow nur ein Remis.

Auch im B-Turnier gab die Nummer 1 Karl Walkner (Hallein) einen halben Punkt ab.

3. Runde:

Auf Brett 1 kam es zu einer großen Überraschung. Die Nummer 3, GM Vladimir Burmakin, mußte gegen den noch titellosen Deutschen Markus Löffler den ganzen Punkt abliefern. Der Vorjahressieger und Seniorenweltmeister GM Janis Klovans gab gegen den Tschechen Lubomir Neckar, – ebenfalls ein Stammgast des Turniers, – einen halben Punkt ab. Auch GM Pavel Blatny kam gegen den Ukrainer Igor Piven, der lange Zeit in Salzburg gelebt hatte, über ein Remis nicht hinaus.

Im B-Turnier verlor der Brucker Gerald Junger gegen den Oberösterreicher Georg Kinzlinger. Eine weitere Überrraschung lieferte der Saalfeldner Klaus Mitteregger mit seinem Sieg über den Innsbrucker Matthias Aigner.

4. Runde:

Auf den Spitzenbrettern konnten nur Ilia Balinov und Waleri Beim voll punkten. Deshalb gab es nach 4 Runden nur mehr einen Spieler mit einer weißen Weste, Ilia hatte alle seine Partien gewonnen und lag alleine in Führung. GM Wladimir Burmakin lag bereits 1½ Punkte hinter dem Führenden. Nikolaus Stanec machte durch einen Sieg über den Tschechen Jan Bernasek weiter Boden gut.

Im B-Turnier gewinnen die beiden Salzburger Klaus Mitteregger und Herbert Eder ihre Partien und liegen mit 4 Punkten in Führung.

5. Runde:
In dieser Runde gab es auf den Spitzenbrettern keine Punkteteilung. Der Israeli IM Dan Zoler bezwingt Ilia Balinov, der verschlafen hatte und um 40 Minuten zu spät zur Partie gekommen war, und auch der zweite Israeli, GM Valeri Beim, gewinnt gegen den deutschen Großmeister Hans-Joachim Hecht. So kommt es zur israelischen Doppelführung nach 5 Runden. Dahinter folgt ein Pulk von 8 Spieler mit einem halben Punkt zurück. Nikolaus Stanec verpaßt durch ein Remis gegen den Kroaten Gordan Lazovic den Anschluß an die Spitze.

Im Spitzenduell des B-Turniers behielt der Radstädter Herbert Eder gegen den Saalfeldner Klaus Mitteregger die Oberhand. Da seine direkten Konkurrenten über Remis nicht hinauskamen, lag er mit einem ganzen Punkt in Führung.

6. Runde:
Am Spitzenbrett zeigten sich erwartungsgemäß die beiden Führenden nicht sehr riskofreudig und einigten sich relativ bald auf die Punkteteilung. Da die Verfolger voll punkteten, gab es nach 6 Runden ein Spitzenquintett mit 5 Punkten: GM Valeri Beim, IM Dan Zoler, Markus Löffler, GM Vladimir Epishin und GM Pavel Blatny.

Im B-Turnier wurde der Führende gestürzt. Herbert Eder hatte im Mittelspiel gegen Karl Walkner zwar Vorteil, setzte aber schlecht fort und verlor noch die Partie. Auch hier sind 5 Spieler mit 5 Punkten vorne: Heinz-Peter Wingender (BRD), Karl Walkner (Hallein), Herbert Eder (Radstadt), Walter Zozin (Innsbruck) und Matthias Aigner Innsbruck).

7. Runde:
Während Waleri Beim und Dan Zoler ihre Spiele gewinnen konnten, trennten sich Wladimir Jepischin und Pavel Blatny mit Remis. Wladimir Burmakin und Nikolaus Stanec fallen erneut etwas zurück, da sie ihre Gegner Igor Piven und Mark Quinn nicht besiegen können. Damit führen wieder die beiden Israeli. Einen halben Punkt dahinter Wladimir Jepischin und Pavel Blatny.

Im B-Turnier kommt es auf den beiden vorderen Brettern zwischen Matthias Aigner und Karl Walkner bzw. zwischen Heinz-Peter Wingender und Herbert Eder nach Kampf zur Punkteteilung. Gerald Junger schließt mit einem Sieg über Walter Zozin zur Spitze auf. Nach zwei Niederlagen in Folge gewinnt Peter Mooslechner (Zell am See) wieder. Es gibt weiter ein Spitzenquartett, nun mit Gerald Junger anstelle von Walter Zozin

8. Runde:
Auf den beiden vorderen Brettern kam es zwischen Wladimir Jepischin und Waleri Beim sowie Pavel Blatny und Dan Zoler zu Punkteteilungen. Mit Siegen konnten Janis Klovans, Wladimir Burmakin und Markus Löffler zu den Verfolgern aufschließen. Der Deutsche erreichte mit seinem Sieg über Igor Piven vorzeitig seine dritte und finale IM-Norm. Vor der Schlußrunde führen weiterhin Beim und Zoler mit einem halben Punkt Vorsprung auf 5 Verfolger: Markus Löffler, Wladimir Jepischin, Pavel Blatny, Janis Klovans und Vladimir Burmakin. Eine spannende Ausgangsposition für die Schlußrunde.

Im B-Turnier gab es auf den vorderen Brettern nur Siege, Gerald Junger bezwang Karl Walkner, Herbert Eder Matthias Aigner, Josef Klinger den Deutschen Wingender, Peter Mooslechner den Deutschen Buchholz und der junge Huber David kam über Gerald Stadlober hinweg. Damit führten Herbert Eder und Gerald Junger mit 6½ Punkten vor Peter Mooslechner, Josef Klinger und David Huber mit je 6 Punkten. Damit war der erste Salzburger Sieg im B-Turnier gesichert.

9. Runde:
Trotz des frühen Beginn waren zu Spielbeginn nur wenige Bretter unbesetzt, es gab nur eine Kontumaz-Partie. Auch wurde lange und hart gekämpft, "Großmeisterremis" waren selten. Waleri Beim war diesmal vorsichtiger und einigte sich mit Pavel Blatny auf ein schnelles Remis. Im letzten Jahr kostete ihn die Niederlage in der Schlußrunde den möglichen 2. Rang. Auf Brett 2 wollte Dan Zoler auch nur ein Remis, das würde die Großmeisternorm bedeuten, doch Wladimir Burmakin wollte mehr. Aber nach 5½ Stunden mußte er sich mit der Punkteteilung zufrieden geben. Dies bedeutet für den Israeli den geteilten 1. Rang und - sicher wichtiger - seine erste Großmeisternorm. Auf Brett 3 wurden die 6 Stunden Bedenkzeit voll ausgenutzt. Zuerst stand Wladimir Jepischin deutlich besser, aber durch einen "stupid mistake" stand Markus Löffler auf Gewinn. Erst in der Ausblitzzeit vergab der Deutsche seinen Vorteil und mußte sich mit Remis zufrieden geben. Die Sensation, ein geteilter erster Rang für den Deutschen, war greifbar nahe gewesen. Auf den restlichen vorderen Brettern kam es nach mehr oder weniger langen Kämpfen zu Punkteteilungen.

Im B-Turnier kam es auf Brett 1 zwischen Gerald Junger und Herbert Eder zum Kampf um den Turniersieg. Der Brucker lehnte ein Remisangebot ab, daher spielte Herbert so konzentriert wie noch nie. Bei keinem Spiel in diesem Turnier war er so lange am Brett wie in der Schlußrunde. Auf Brett 2 besiegte Peter Mooslechner den 15-jährigen David Huber. Für David war es aber ein sehr erfolgreiches Turnier. Er wurde mit Startnummer 55 geteilter 7. Er gewann 144 Elopunkte hinzu.

Erstmals siegte damit ein Salzburger im B-Turnier und auf Platz 2 folgt der Zeller Peter Mooslechner.

DI Gerhard Herndl, Hallein

Endstand nach 9 Runden (Buchholzwertung mit Streichresultat)

Anmerkung: Der unterstrichene Spieler hat schwarz: z.B. 1.Runde A.Wimmer - V.Beim